Tuesday, 29 November 2016

UN warnen: Wachsende Slums in Afrika

UN warnenWachsende Slums in Afrika

Erst veröffentlicht am 3.11.2008
Sally Odipo schaukelt mit abwesendem Blick ihren kleinen Sohn, der auf ihrem Schoß döst. Geduldig wartet sie auf Kunden, die einige der Tomaten, Bananen oder Kohlköpfe kaufen könnten, die in der Mittagssonne bereits etwas welk wirken auf dem kleinen Klapptisch vor der Wellblechhütte der jungen Frau. Doch die Geschäfte gehen schlecht, bei den Einwohnern von Kibera ist das Geld in den Zeiten hoher Lebensmittelpreise noch knapper als ohnehin. Aus billigen Radios plärrt Musik, Kinder in Schuluniformen rennen lachend und schreiend die Bahngleise entlang, die den größten Slum der kenianischen Hauptstadt durchschneiden, springen über die stinkenden Rinnsale, in denen Abfall und Fäkalien verrotten.

Kibera ist nur eine der Armensiedlungen Nairobis, in der längst die meisten Einwohner der ostafrikanischen Metropole leben. Und Nairobi ist kein Einzelfall. Nach dem vor wenigen Wochen veröffentlichten Bericht von UN Habitat lebt jeder dritte Mensch in den Entwicklungsländern in einem Slum. Nirgends ist der Anteil größer als in Afrika südlich der Sahara: Hier leben 62 Prozent der Stadtbevölkerung in Slums, und die Städte gerade in der Dritten Welt wachsen rapide.

Zahl der Slumbewohner steigt

Jede Woche suchen laut Habitat drei Millionen Menschen weltweit ein besseres Leben in Nairobi oder Lagos, Bangalore oder Rio, Manila oder Kinshasa. Im chinesischen Nanking wollen UN-Experten und Stadtplaner nun über die besonderen Herausforderungen des schnellen Wachstums und seiner sozialen und Umweltprobleme beraten.


Die Kinder von Kibera wirken trotz der Armut um sie herum fröhlich - sie kennen es ja nicht anders. Doch der Anblick strahlender Schulkinder, die stolz ihre Schulhefte vorzeigen, darf nicht täuschen. Nach der kostenlosen Grundschulzeit haben die Jungen und Mädchen aus den Slums so gut wie keine Chance auf eine höhere Bildung oder einen qualifizierten Job. Die meisten von ihnen, die oft von einer Zukunft als Lehrer oder Krankenschwester, Mechaniker oder Ärztin träumen, werden wie ihre Eltern nur Gelegenheitsarbeiten finden oder als Haushaltshilfe oder Gärtner bei der wohlhabenden Oberschicht einen Blick auf ein anderes Leben finden.

Soziale Ungleichheit am Pranger

Im UN-Bericht über das Wachstum der Städte wird die soziale Ungleichheit angeprangert, die gerade in Nairobi besonders ausgeprägt ist. Gleichzeitig wird hervorgehoben, dass das Leben in den Städten selbst den Kindern der Elendsviertel einige Vorteile im Vergleich zur Landbevölkerung bietet. Denn während in West- und Zentralafrika mehr als drei Viertel der Kinder in den Städten eine Schule besuchen können, liegt der Anteil in den ländlichen Regionen bei weniger als 50 Prozent.

Slums wie Kibera gelten als "informelle Siedlungen". Im Stadtplan sind sie nicht verzeichnet. Die meisten Haushalte haben weder Strom noch Kanalisation und fließendes Wasser. Gekocht wird mit Kerosin, immer wieder haben Brände, die durch umfallende Lampen ausgelöst wurden, verheerende Folgen in den dicht bevölkerten Slums. Auch Atemwegs- und Durchfallerkrankungen sind häufig, die HIV- Infektionsraten über dem Durchschnitt.

Die Menschen sind "einfach zu arm"

Am Rand von Kibera wird derzeit gebaut - Sozialwohnungen für die Slumbevölkerung, die die Lebensverhältnisse drastisch verbessern sollen. Der Tischler Tom Mburu hat allerdings Zweifel, dass er mit seiner siebenköpfigen Familie in eine dieser Wohnungen ziehen kann. Für die Wellblechhütte der Familie zahlt er 1200 Schilling (etwa zwölf Euro) Miete. "Eine dieser Wohnungen kann ich mir bestimmt nicht leisten", meint er nüchtern. "Das sind gute Pläne, aber die meisten Menschen hier haben nichts davon, sie sind einfach zu arm."

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