Der Herbst in Deutschland war viel zu kalt. Ein böses Omen für den Winter? Die Anzeichen verdichten sich, dass dieser in diesem Jahr streng wird. Schuld daran ist ein Wetterphänomen am Nordpol.
Wer im Oktober das Wetter beklagt hat, kann sich von einer vorläufigen Bilanz des Deutschen Wetterdienstes bestätigt fühlen: Mit einer Durchschnittstemperatur von 8,6 Grad lag der Monat um 0,4 Grad unter dem Durchschnitt der Jahre 1961 bis 1990. Während alle anderen Monate des bisherigen Jahres überdurchschnittlich warm ausfielen, konstatierten die Meteorologen: Der Oktober 2016 war zu kalt. Nur zweimal seit Beginn der Messungen im Jahr 1951 war die Oktobersonne so kraftlos wie in diesem Jahr. Lediglich 1974 und 1998 wurde weniger Sonnenschein verzeichnet.
Nun stellt sich die Frage, ob sich die fröstelnden Temperaturen in den kommenden Monaten fortsetzen? Wird der Winter besonders kalt? Die Antwort lautet: höchstwahrscheinlich ja.
Starker Polarwirbel bringt milden Winter
Grund dafür ist der sogenannte Polarwirbel. Dabei handelt es sich um einen um den Nordpol kreisenden Wind, der sich in jedem Winter auf der Nordhalbkugel ausbildet. Weht dieser Polarwirbel stark und stabil, erlebt Europa einen milden Winter. Bricht der polare Stratosphärenwirbel dagegen zusammen, dann können die Wintermonate bei uns sehr kalt werden.
Und bislang fällt dieser in diesem Jahr schwach aus, wie mehrere Meteorologie-Institute übereinstimmend berichten. Der Wirbel werde auch in den kommenden Wochen "ungewöhnlich schwach bleiben", heißt es etwa auf "Wetter Online". Es gebe sogar Anzeichen, dass er sich teilen könnte. Nie sei ein solcher "Polarwirbelsplit" Anfang November verzeichnet worden. In einem Wetterblog wird schon von einer einsetzenden Teilung gesprochen.
Aber wie bricht der Polarwirbel genau zusammen oder wird gar geteilt? Ausschlaggebend dafür sind atmosphärische Wellen ("Weather Channel"), die milde Luft an die Polkappen schieben. Normalerweise kühlt die bodennahe Luft in den Herbstmonaten am Nordpol durch fehlende Sonneneinstrahlung deutlich aus. Wärmere Luft aus hoher Höhe wird nach unten gesogen, um das Temperaturgefälle auszugleichen. Der Polarwirbel entsteht.
Nun aber kühlte die Luft am Nordpol nicht aus, auch begünstigt durch das letztjährige Auftreten des Wetterphänomens El Niño, das Temperaturen, Winde und Regengebiete weltweit verschiebt.
Der Wirbel fiel schwächer aus und hatte damit entscheidenden Einfluss auf die Großwetterlage über dem Atlantik, die normalerweise mittels starker Westwinde Tiefdruckgebiete nach Europa schickt und für einen milden Winter sorgt. Da diese Winde aber schwächer ausfielen, ist der Weg frei für kalte Luft aus Osteuropa und Westsibirien.
Ob das nun tatsächlich zur Folge hat, dass der Winter in diesem Jahr besonders streng wird, müsse allerdings noch abgewartet werden, der Deutsche Wetterdienst etwa prognostiziert einen milden Winter. Aber: Aufgrund der momentanen Konstellation sei ein früher Kälteeinbruch in Europa so wahrscheinlich wie seit Jahren nicht, bilanziert "Wetter Online".
Ohnehin ist der Herbst nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes neben seinem unterdurschnittlichen Temperaturmittels auch ungewöhnlich dunkel. Mit rund 60 Stunden Sonnenschein erreichte der Oktober nur 57 Prozent der eigentlich 109 fälligen Stunden.
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