Folter in Gefängnissen, Korruption, Verfolgung kritischer Journalisten – trotzdem will die Bundesregierung Marokko, Tunesien und Algerien zu sicheren Herkunftsstaaten erklären. Das ist umstritten.
Sind Marokko, Algerien und Tunesien sichere Herkunftsländer? Nachdem der Bundestag diese Frage Mitte Mai bejaht hat, ist im Bundesrat noch keine klare Mehrheit erkennbar. Die große Koalition kann sich bei der Abstimmung lediglich 20 Stimmen sicher sein – 35 sind nötig. Die Parteien der Bundesregierung versprechen sich davon schnellere Asylverfahren und eine Entlastung der Behörden.
Die Debatte gewinnt durch einen vertraulichen Bericht des Bundeskriminalamts (BKA), der der "Welt" vorliegt, an Brisanz: Während Menschen aus den Maghreb-Staaten lediglich 2,7 Prozent der Zuwanderer in Deutschland stellen, war laut diesem Bericht ein Viertel von ihnen Anfang 2016 als Tatverdächtige in Kriminaldelikte verwickelt.
Schwerpunkt sind Diebstahldelikte, gefolgt von Vermögens- und Fälschungsdelikten. Das BKA zählte im ersten Quartal 2016 bei Straftaten 67.150 Tatverdächtige, die aus dem Ausland gekommen sind. Allein 16.858 Tatverdächtige davon stammen aus den drei nordafrikanischen Ländern.